Landkreis: 0551 525-9155 (Mo-Do: 9-16 Uhr, Fr: 9-12 Uhr) Mail an Landkreis ­ Stadt: 0551 400 5000 (Mo-Fr: 9-12 Uhr) Mail an Stadt

Auf der einen Seite steht ein kollektiver Lagerkoller – auf der anderen Seite stehen engagierte Helfer, die selbst in vielen Bereichen an ihre Grenzen stoßen. Die Situation im Flüchtlingswohnheim Wollershausen ist für viele schwierig. Gemeinsam werden Wege gesucht.

„Wir befinden uns immer noch in der Bezugsphase, auch heute sind noch Familien eingetroffen“, erklärte Peter Niebuer als Leiter des Wohnheims von der Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB). Die Sorgen der Bewohner aus rund 17 Nationalitäten kennt Niebuer, alle paar Minuten klopft jemand an seine Tür. Auch GAB-Mitarbeiter Arno Metje, der sich um die Fahrradwerkstatt kümmert, meint, sein zweiter Job in Wollershausen sei Seelsorger.

Die Sorgen der Bewohner schildern sie selbst bei einem Besuch im sauber wirkenden Heim. Es ist eng, mehr als die Betten passen nicht in die kleinen Räume, die eigentlich für ein Mädchenwohnheim konzipiert waren und nun ganze Familien fassen. Rund 15 Personen, darunter Schwangere, teilen sich ein Bad, eine Küche, einen Kühlschrank. Im Haus gibt es kein Internet, um Kontakt zu Angehörigen zu halten, kein TV, keinen Spielraum für die Kinder außer die leeren Flure, nichts, womit man die Zeit verbringen könnte. Die Busverbindungen sind dürftig, Ärzte schlecht zu erreichen. Die meisten nehmen das Fahrrad, um zum sechs Kilometer entfernten Supermarkt zu kommen.

Sie würden gern Kontakt zu Deutschen haben und die deutsche Kultur kennenlernen, aber sie fühlen sich abgeschottet wie im Gefängnis, sagen sie. Es fehlt ihnen auch die Aufklärung über die deutschen Gesetze, sie wollen wissen, was möglich ist, um ihre Situation zu verbessern. Sie wissen, dass sie erst weg können aus Wollershausen, wenn das Asylverfahren abgeschlossen ist – und das könne dauern. Die Atmosphäre ist geprägt von Enttäuschung, Langeweile, dem Gefühl, unsichtbar zu sein und aufsteigender Hoffnungslosigkeit, dass sich daran je etwas ändern würde. Einigen stehen die Tränen in den Augen, als sie von ihrer Hilflosigkeit berichten.

„In Planung sind ein Spielraum für die Kinder, eine bessere Internetverbindung, ein Billardtisch wurde aufgestellt. Die Schulkinder gehen alle in die Sprachlernklassen in Duderstadt und wir arbeiten an neuen Projekten“, sagt Niebuer. Für die Kindergartenkinder gebe es nur freie Plätze in Bilshausen, Bodensee und Krebeck, aber da sei der Transport der Kinder noch nicht geklärt. Viele Strukturen im Heim befänden sich noch im Aufbau, die ganze Situation ist auch für die GAB-Mitarbeiter und Ehrenamtlichen neu.

Den Mitarbeitern und Helfern seien sie sehr dankbar, sagen die Bewohner, aber die Enge und das Nichtstun im Heim seien dennoch unerträglich. Sie wünschen sich vor allem ein friedliches Leben.

Helfer gesucht:

Kooperation: Um die Situation für die Bewohner des Flüchtlingsheims in Wollershausen zu verbessern, sucht die Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB) weitere Helfer. Dabei sei allerdings eine Kooperation mit den GAB -Mitarbeitern wichtig, betont Heimleiter Peter Niebuer, um Angebote zu koordinieren. Der Landkreis Göttingen bietet in regelmäßigen Abständen Schulungen für Flüchtlingslotsen an, die beim Einkaufen, bei Behördengängen, beim Arztbesuch oder im Alltag Menschen helfen, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Auch ehrenamtliche Mitarbeiter für Sport- und Kinderbetreuung würden gesucht. Eine Sporthalle ist vorhanden. Wer Interesse hat, kann sich beim GAB-Mitarbeiter Arno Metje melden unter Telefon 01 70 / 7 42 37 03.

Quelle: Göttinger Tageblatt vom 03.11.2016 ( Link zum Original-Artikel im GT )