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Mehr als 4000 Menschen sind im vergangenen Jahr auf ihrer Flucht nach Europa über das Mittelmeer gestorben. Viele andere konnte die Hilfsorganisation Sea-Watch mit ihren Schiffen rechtzeitig retten. Der Göttinger Arzt Moritz Mirschel war ehrenamtlich an einer zweiwöchigen Rettungsmissionen beteiligt.

Wenn der 36-jährige Mediziner von den Hunderten Menschen, zusammengepfercht in einem Schlauchboot, erzählt, bleibt er überraschend ruhig – als Arzt im Klinikum hat er schon viel erlebt. Und doch zeigen sein Ton und seine Blicke, dass diese Mission auch ihn belastet hat: „Da ist nichts normal, es ist alles so absurd“, sagt Mirschel.

Dann erzählt er von schreienden Babys und ausgemergelten, verzweifelten Müttern, von Männern, die weinend an Bord des Rettungsschiffes zusammenbrechen, von verätzten Armen und Beinen durch ein Öl- und Benzingemisch am Boden ihrer seeuntauglichen Fluchtschiffe – und von Toten, die an den giftigen Abgasen im Rumpf eines alten Kahns erstickt sind.

14 Tage war Mirschel im vergangenen Oktober auf der „Sea-Watch 2“ der gleichnamigen Hilfsorganisation auf dem Mittelmeer im Einsatz. Mehr als 2000 Menschen haben er und seine Mitstreiter ausgemacht, gerettet, versorgt und an andere Organisationen und Schiffe weiter geleitet, die sie in einen sicheren Hafen gebracht haben. 1700 waren es gleich am ersten Tag auf See: Vor allem Männer, Frauen und Kinder aus Afrika, die alles zurückgelassen haben um ihrer Not und der Unterdrückung in ihrem Land zu entfliehen. Auf völlig überladenen, alten Holzkähnen oder in einfachen langen Schlauchbooten werden sie von Schleppern für viel Geld auf die gefährliche Reise geschickt worden.

Quelle: Artikel im Göttinger Tageblatt vom 05.01.2017 Link zum Original-Artikel vom 05.01.2017