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Wegen Kürzungen beim Europäische Sozialfonds (ESF) fehlt der Arbeit der Jugendwerkstätten und Pro-Aktiv-Center ab 2021 die finanzielle Grundlage. Das betrifft Jugendliche mit besonderem Förderbedarf.

(DUDERSTADT)Beim Aktionstag „Jugendberufshilfe am seidenen Faden“ hat die Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung Südniedersachsen (GAB) auf ihre unsichere finanzielle Situation aufmerksam gemacht. Ab 2021 werden die Mittel des Europäischen Sozialfonds(ESF) gekürzt, wovon auch die Jugendwerkstätten und sogenannte Pro-Aktiv-Center betroffen wären. Beide Einrichtungen haben das Ziel, Jugendliche mit einem besonderen Förderbedarf den Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen.

„Als wir den Garten im vergangenen Jahr von der Stadt Duderstadt übernommen haben, war hier alles überwuchert und wir mussten uns den Weg frei schneiden“, erzählt Tanja Menge, Leiterin der Duderstädter Jugendwerkstatt. Mittlerweile haben die Jugendlichen begonnen, das Unkraut zu entfernen und Nutzpflanzen zu sähen. Außerdem wird die Grünfläche genutzt, um Kunstobjekte auszustellen. Auch eine Feuerstelle zum Grillen ist auf Initiative der Jugendlichen entstanden. „Der Arbeits- und Freizeitgarten ist offen für alle, auch Duderstädter Bürger. Einmal pro Woche arbeiten unsere Jugendlichen hier“, sagt Menge. Langfristig solle der heruntergekommene Holzverschlag auf dem Gelände auch durch ein kleines Häuschen ersetzt werden.

Brexit bedroht Jugendberufshilfe im Landkreis Göttingen

Ob das realisiert werden kann, ist jedoch fraglich: „Wenn die Mittel aus dem ESF für uns ersatzlos wegfallen würden, müssten die Jugendwerkstätten und Pro-Aktiv-Center schließen“, betonte Julia Adler, Leiterin des Duderstädter GAB-Standorts. Damit würde die sogenannte Jugendberufshilfe abrupt enden müssen. Momentan stellen die Jugendwerkstätten in DuderstadtGöttingen, Hann. Münden und Osterode jeweils 16 Plätze zur Verfügung. Mit Unterstützung des Jugendamtes werden in Duderstadt sogar 23 Jugendliche betreut. Die Kürzungen beim ESF werden unter anderem mit dem Brexit begründet, erläuterte Adler. Bereits im vergangenen Jahr hatte das niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten gewarnt, dass die Kürzungen bei EU-Förderprogrammen höher ausfallen könnten, als bislang angenommen.

Für die betroffenen Jugendlichen wäre ein Ende der Jugendwerkstätteneine Katastrophe, erklärte Dirk Glowatz, Fachdienstleiter Kinder- und Jugendarbeit, Jugendschutz und Jugendberufshilfe des Landkreis Göttingen. „Es gibt Jugendliche mit Vermittlungshemmnissen, denen es schwerfällt, nach ihre Schullaufbahn eine Ausbildung zu finden“, sagte Glowatz. Gerade diese Gruppe bräuchte „sinnstiftende Aufgaben“ zur Vorbereitung auf das Berufsleben, wie sie von den Jugendwerkstätten angeboten würden. Dabei sei es wichtig, dass auf die individuellen Probleme der Jugendlichen eingegangen werde und diese ganz spezifisch gefördert werden könnten. „Die Zusammenarbeit mit den Jugendwerkstätten funktioniert hervorragend“, sagte Glowatz. Das Ziel müsse sein, dass das Angebot weitestgehend bestehen bleibe.

Zukunft hängt vom Land Niedersachsen ab

Auch für den Fachbereich Jobcenter des Landkreises wäre das Ende der Jugendberufshilfe ein großes Problem. Bei der Förderung von Jugendlichen arbeiten die Institutionen zusammen, um ein möglichst auf den Einzelnen abgestimmtes Programm zu entwickeln. „Die Kollegen vor Ort verstehen es, den jungen Menschen beim Sprung ins Arbeitsleben zu helfen“, erklärte Claudia Bahder vom Projektmanagement des Fachbereichs Jobcenter. „Über die Jahre sind Strukturen und Netzwerke zur Förderung der Jugendlichen entstanden, die nicht einfach ersetzt werden können“, ergänzte Stefan Komander, Fallmanager für die unter 25-Jährigen.

Wie es mit den Jugendwerkstätten und den Pro-Aktiv-Centern weitergeht, hängt vom Land Niedersachsen ab, erklärte Adler. „Es gibt bereits Verhandlungen und eine Arbeitsgruppe dazu, noch ist die Zukunft unserer Arbeit aber offen“, so Adler weiter.

Von Max Brasch (Göttinger Tageblatt vom 22.03.2019 – Link zum Original-Artikel )