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Als Familie Samim nach ihrer Flucht aus Afghanistan nach Nesselröden gekommen ist, hatte sie nur das für den alltäglichen Bedarf, was durch Spenden zusammengekommen ist. Ein Teil dieser kleinen Habe wurde aus einem Kellerraum gestohlen. Hilfe bekam die Familie erneut – von Eichsfelder Schülern.

Die große Weihnachts-Soiree am Eichsfeld-Gymnasium (EGD) bringt alljährlich gute Erlöse und Spenden ein. Zum Teil kommen sie den Musikklassen der Schule zugute, die andere Hälfte wird immer für einen guten Zweck gespendet. Einige Schüler, darunter Ronja Bleckert und Sevda Boran, wurden bei der Soiree im Dezember 2016 mit dem Schulsozialpreis ausgezeichnet, weil sie sich mit verschiedenen Projekten in der Flüchtlingshilfe eingebracht hatten. Doch auf einem Preis ruhten sich die engagierten Schülerinnen nicht aus. Ronja und Sevda schlugen vor, die Familie Samim zu unterstützen, der erneut Haushaltsdinge wie Bügeleisen oder Bügelbrett fehlten, die aus dem Kellerraum gestohlen worden waren.

Die 23-jährige Susan Samim, ihr Mann Kambiz und ihr Schwager Merways sind fleißig dabei, Deutsch zu lernen – in Kursen und am PC. Die beiden Männer haben sogar schon eine Arbeitserlaubnis bekommen, loben die Nachbarn. Die wechseln sich nämlich darin ab, die Flüchtlingsfamilie im Alltag, bei Arztbesuchen, Anträgen und Formularen, beim Einkaufen und Deutschlernen zu unterstützen. Renate Mitzinnek, Silke Glowatz-Bleckert und Cornelia Sommer gehören zu dieser Gruppe, die sich spontan zusammengefunden hatte, als in Nesselröden Flüchtlinge Hilfe brauchten. Aus Flüchtlingshilfe sind inzwischen Freundschaften gewachsen. Da die Frauen wussten, was die Samims nach dem Diebstahl am dringendsten benötigten, kauften sie von den EGD-Spendengeldern Haushaltswaren und Spielzeug für den vierjährigen Kianosh und die dreijährige Katayun und überreichten diese gemeinsam mit Ronja und Sevda. Und weil immerhin knapp 700 Euro zusammengekommen sind, konnte auch noch ein PC angeschafft werden. Den nutzt die Familie zum Deutsch lernen oder zum Fernsehen.

Am meisten schätzen die Samims in Deutschland die Sicherheit. In ihrer Heimat wurden sie von den Taliban verfolgt, einige Angehörige sind getötet worden. „Zu wissen, dass ihr Mann lebend wiederkommt, wenn er kurz einkaufen geht, ist ein großes Geschenk für Susan“, erklärt Silke Glowatz-Bleckert.

Die Nachbarinnen überlegen nun gemeinsam, wie die Samims zu ihrem Asylverfahren gelangen. Dazu wurden sie nämlich eingeladen – im Februar um 8.30 Uhr in Fallingbostel. Eine der Nesselröderinnen wird sie wohl mitten in der Nacht dorthin fahren. „Wenn man einmal angefangen hat zu helfen, kann man nicht mehr aufhören“, sagt Renate Mitzinnek, fragt sich aber auch: „Was machen die, die keine solche Hilfe bekommen?“

Quelle: Artikel im Göttinger Tageblatt vom 13.01.2017  Link zum Original-Artikel vom 13.01.2017