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Quelle: Artikel aus dem Göttinger Tageblatt vom 24.07.2016 ( Link zum Original-Artikel im GT )

Sechs Flüchtlinge aus dem Iran haben sich am Sonntag in der St.-Marien-Kirche in Wollershausen taufen lassen. In den vergangenen Wochen bereitete sie Pastor Jens-Arne Edelmann auf ihre Konversion vom Islam zum Christentum vor.

Maryam, die Übersetzerin, machte die Tragweite der Taufe der Sechs deutlich: Kein Foto, kein voller Name. „Ich reise noch oft nach Persien“, sagte Maryam. Hätten die dortigen Behörden Kenntnis von ihrer Tätigkeit, drohten ihr dort Repressalien. Die Entscheidung der sechs Iraner, sich taufen zu lassen, vom Islam zum Christentum zu konvertieren, zerstört für sie viele Brücken in ihre Heimat. Apostasie, der Abfall vom Glauben, werde in der Islamischen Republik oft mit dem Tode bestraft. „Sie haben schon im Iran mit dem christlichen Glauben zu tun gehabt und wissen, dass es nicht ungefährlich ist“, sagte Edelmann.

Vor wenigen Monaten flohen sie aus ihrer Heimat und leben nun im Wollershäuser Schloss, lernen Deutsch und bereiteten sich im Taufunterricht darauf vor, zum christlichen Glauben überzutreten. Dieser, so die Meinung der Flüchtlinge, sei liberaler, es gäbe keinen Druck durch religiöse Autoritäten. Der Glaube komme vom Vater und der Mutter, jetzt aber seien sie in einem anderen Land, erklärte Mojtaba Mir-Oliaei seinen Entschluss. „Das wunderbare am christlichen Glauben ist, dass er sich weitet“, so Edelmann.

Weltweit werde das Vaterunser in vielen Sprachen gesprochen. Dann trugen die sechs Iraner im Altarraum vor der Gemeinde das Vaterunser in ihrer Muttersprache Farsi vor. „Wenn jemand getauft werden möchte“, so Edelmann, „gehört die persönliche Entscheidung dazu“. Auch wenn in Deutschland die meisten bereits als Baby oder Kleinkind getauft würden. Er habe lange mit den Flüchtlingen gesprochen und geübt. Den Taufspruch, den sie sich aussuchten, mussten sie in einer persischen Bibel suchen und trugen diesen auf Deutsch und Farsi vor. „Wenn mir das jemand vor zehn Jahren gesagt hätte, Iraner im Schloss, die sich taufen lassen, ich hätte es nicht geglaubt“, freute sich der Pastor.

Es gäbe selten eine Situation, die so dicht an der Bibel sei: Im Evangelium ging es zuvor um die eigene Erweckung des Apostels Paulus. „Frauen haben in Iran weniger Rechte“, erklärte Nahid Najafi. Vor Gericht zähle nur das Wort eines Mannes, Frauen dürften viele Dinge, wie Fahrrad fahren, nicht tun. Es sei ein aus unserer Sicht fast unvorstellbares Leben. „Letztlich“, so Pastor Edelmann, „sind wir alle Menschen.“ Natürlich gebe es Irritationen, aber zugleich ein unglaublich gutes Miteinander, wenn man bedenke, wie unterschiedlich die Welten seien. „Diese Menschen“, erklärte Edelmann, „sind goldwert.“