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An der Astrid-Lindgren-Schule (ALS) ist am Montag die erste Sprachlernklasse für Flüchtlingskinder an einer allgemeinbildenden Schule im Untereichsfeld gestartet. Zu den 13 Schülern der altersübergreifenden Klasse ist gleich am ersten Tag eine weitere Schülerin hinzugestoßen.

Sie sind 10 bis 15 Jahre alt, zwei kommen aus dem Kosovo, drei aus Afghanistan, alle anderen aus Syrien. Jetzt leben sie mit ihren Eltern oder anderen Verwandten, die den Kommunen zugewiesen wurden, in Mietwohnungen über das Eichsfeld verteilt. Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind nicht dabei. Einige Kinder haben schon zuvor reguläre Klassen besucht, wie Farouk (13) aus Bilshausen freuen sich alle riesig auf den Unterricht.
Die Hauptschule, deren Schülerzahl seit Schuljahresbeginn von 77 auf 103 angewachsen ist, hat schon seit vielen Jahren Erfahrungen mit Kindern mit Migrationshintergrund gesammelt, kann auf arabischsprachige Schüler zurgreifen, hat mit Johannes R. Hanses einen Sozialarbeiter an Bord und mit Franziska Stollberg eine Schulleiterin, die mit viel Herz und Engagement bei der Sache ist. Für die neue Klasse wurde über die Weihnachtsferien in kürzester Zeit ein Konzept erarbeitet, für den ersten Schultag in der neuen Klasse hat Stollberg Zuckertüten gebastelt und gefüllt.
Die Unterrichtsziele drehen sich nicht nur um den Spracherwerb, sondern auch um Alltagspraxis vom Einkaufen bis zum Busfahren und um Landeskunde. Auch der Sport, der keiner Sprache bedarf, spielt eine wichtige Rolle. Klassenlehrer ist der ehemalige ALS-Referendar Matthias Tiepner, Meike Fasshauer unterrichtet Deutsch als Fremdsprache, Sabine Dietrich Kunst, Hauswirtschaft und textiles Gestalten. Je nach Lernfortschritt sollen die Schüler später auf andere Klassen oder Schulen verteilt werden.
„Die neuen Schüler sind sehr wissbegierig und lernfreudig,  saugen die Sprache auf wie ein Schwamm“, sagt Stollberg, die selten so motivierte Kinder erlebt hat. Das Ausgangsniveau sei allerdings recht unterschiedlich, Vorkenntnisse und in den Herkunftsländern erfolgter Unterricht seien schwer nachzuvollziehen. Die Bandbreite reicht vom afghanischen Analphabeten bis zum syrischen Schüler mit hohem Bildungsgrad, der mehrere Sprachen spricht. Ein Schüler ist dabei, der auf dem Fluchtweg mit einem Schlauchboot gekentert ist und stundenlang im Mittelmeer trieb. Sorgen bereitet Stollberg noch die Finanzierung von Materialien, um die zusätzliche Aufgabe zu stemmen. Das Budget der Schule sei erschöpft, Fortbildungen von Lehrkräften aufgeschoben worden, berichtet die Schulleiterin. Beim Landkreis Göttingen habe sie einen Antrag auf Sachleistungen wie Tablets zum Sprachunterricht gestellt.

 

Quelle: GT vom 01.02.2016 Link zum GT-Artikel vom 01.02.2016