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Karin Klawunn hat Hilfe bekommen. Seit ein paar Tagen steht ihr die 18-jährige Syrerin Judy Saleh in ihrem Dorfladen in Herberhausen zur Seite. Saleh nimmt an einem Pilotprojekt zur Integration von Flüchtlingen teil.

Herberhausen. Regale mit Waren befüllen, sich um das Obst kümmern, an der Backtheke die Kunden mit frischen Brötchen, Kuchen und Kaffee versorgen oder Einkäufe zu den Kunden nach Hause bringen – das sind die Aufgaben, die auf Saleh in dem kleinen Laden warten, den Klawunn vor ein paar Wochen neu eröffnet hat.
„Es macht mir Spaß, hier zu arbeiten“, sagt Saleh. „Es hilft mir, Deutsch zu lernen.“ Klawunn pflichtet bei: »Judy hat gute Fortschritte gemacht.« So bereite es der 18-Jährigen keine Probleme, die Backtheke allein zu übernehmen. „Das macht sie richtig gut“, lobt die Chefin. Zwei bis drei Tage in der Woche für ein paar Stunden hilft Saleh im Dorfladen aus. „Je nach Bedarf“, sagt Klawunn.
Saleh ist seit etwa einem Jahr in Deutschland. Mit ihren drei Schwestern und einem Bruder ist sie aus Aleppo geflohen, wo ihre Eltern bis heute sind. Zurzeit wohnt sie im ehemaligen Forstamt in Herberhausen. Täglich telefoniert sie mit ihren Eltern in der umkämpften syrischen Stadt. Vor ihrer Flucht hat Saleh in Syrien ihr Abitur gemacht, jetzt träumt sie davon, in Deutschland studieren zu können. „Am liebsten Innenarchitektur“, sagt sie.
Das Pilotprojekt, an dem sie teilnimmt, ist derzeit auf sechs Monate befristet. Dafür zahlt die evangelische Kirche 3750 Euro, die Stadt Göttingen steuert 500 Euro bei, 550 Euro das Projekt „Bildung trifft Entwicklung“, 800 Euro zahlt der Verein Dorfladen und der Verein Gesellschaft für Solidarität und Partnerschaft (Gespa). Wenn alles gut geht, gebe es die Chance auf Verlängerung, sagt Herbert Dohlen von Gespa und dem Dorfladen-Verein.
Ziel des Projektes sei es, so Dohlen, die meist jungen Flüchtlinge zu unterstützen und zu fördern. Sie sollen Kontakte zu Deutschen knüpfen, Deutsch lernen und Einblicke in verschiedene Berufe bekommen. Deutsche und Flüchtlinge sollen so außerdem die kulturellen Unterschiede von einander kennenlernen. Vorurteile könnten so abgebaut werden.
Neben Praktikumsangeboten im Herberhäuser Dorfladen sollen Praktika auch in anderen Einrichtungen und Unternehmen des Ortes möglich sein. Geplant seien auch Veranstaltungen, die die Flüchtlinge „eigenverantwortlich“ mitgestalten und organisieren sollen, sagt Dohlen. Diese könnten einen »kulturellen Austausch« mit den Herberhäusern ermöglichen.
Die Idee des Projektes kommt an: »Sieben Flüchtlinge wollen bereits mitmachen«, sagt Dohlen. Auch Klawunn ist überzeugt: „Judy ist richtig gut von meinen Kunden aufgenommen worden“, sagt sie. „Die Herbenhäuser sind sehr nett“, sagt Saleh, bevor sie wieder hinter die Theke eilt. Ihre Kundschaft wartet schon.

Quelle: Artikel im Göttinger Tageblatt vom 23.09.2016 ( Link zum Original-Artikel im GT vom 23.09.2016 )