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Seit dem 1. Oktober ist Petra Broistedt die neue Kultur- und Sozialdezernentin der Stadt Göttingen. Im Interview erzählt die 52-Jährige, was sie bewegt, was sie bewegen möchte und welchen Herausforderungen sie sich stellen will. Die studierte Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin arbeitete zuletzt als Kreisrätin für den Landkreis Holzminden. Nun kehrt sie nach Göttingen zurück, wo sie von 2008 bis 2012 bereits als stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Jugend der Stadt tätig war.

Interview des Göttinger Tageblatts

Wie lautet ihre Zielsetzung als Kulturdezernentin?

Wir wollen alle Menschen erreichen und deshalb brauchen wir ein breites Angebot – das ist hier in Göttingen schon sehr gut aufgestellt. Aber: Mein Ansinnen ist es, alle Zielgruppen in allen Sparten zu erreichen. Ich hoffe, dass wir mit den kulturschaffenden Einrichtungen hier einen Prozess hinbekommen, wie das geht. Das ist die Vision für 2030.

Was können sie als Sozialdezernentin gegen Kinderarmut tun?

Man muss Kinder frühzeitig erreichen, und Bildung ist für mich der Schlüssel zu einem Entkommen aus der Armutsfalle. Wenn Kinder gute Bildung haben, dann haben sie einfach die Chance auf eine gute Ausbildung und später auf eine andere Erwerbsbiographie als ihre Eltern. Man muss aber immer auch an zwei Punkten ansetzen, also nicht nur an den Kindern, sondern auch an den Eltern. Die passenden Unterstützungsangebote aus der Arbeitsagentur, dem Jobcenter und entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen sind immer wichtig. Wir sind von Kinderarmut betroffen, wenn auch der Trend nach unten geht.

Wie gut sind Flüchtlinge in Göttingen bereits integriert und worauf wird es in nächster Zeit ankommen?

Die Integration der Flüchtlinge ist eine Aufgabe, der sich jetzt alle Kommunen stellen müssen. Im letzten Jahr haben wir untergebracht – das ist auch hier in Göttingen ganz gut gelungen, wenn auch in Gemeinschaftsunterkünften. Integriert haben wir noch nicht vollständig. Die Aufgabe der Integration liegt jetzt vor uns. Allein dass man Menschen Wohnraum zuweist, heißt ja noch lange nicht, dass sie Teil unserer Gesellschaft sind, und das muss uns gelingen.

Göttingen leidet unter einem Wohnraumdefizit. Wie werden sie das versuchen zu beheben?

Wir alle wissen: In Göttingen gibt es zu wenig Wohnraum. Wir brauchen mehr Wohnungen, wir brauchen mehr Sozialwohnungen und wir brauchen auch eine sozialräumliche Quartiersentwicklung. Deshalb bin ich über den Antrag, den die Grünen im Juni in den Rat eingebracht haben, mit dem die Verwaltung aufgefordert wird, ein Konzept zur sozialräumlichen Quartiersentwicklung zu erstellen und mit einem Quartier exemplarisch und modellhaft zu beginnen, sehr glücklich. Wir werden diesen Antrag im nächsten Sozialausschuss beraten, die Verwaltung bereitet gerade einen Vorschlag dazu vor, und ich hoffe, dass die Politik dem dann folgen kann.

Haben sie einen persönlichen Wunsch für ihre Amtszeit?

Ich hoffe, dass die Leute nach den acht Jahren sagen: So schlecht hat sie es nicht gemacht.

Interview: Yannick Höppner

Vita

Die 52-jährige Uelzenerin Petra Broistedt studierte nach dem Abitur „Soziale Arbeit“ an der Fachhochschule-Wolfenbüttel und schloss mit Diplom ab. Nachdem sie auch die staatliche Anerkennung als diplomierte Sozialarbeiterin und -pädagogin erlangte, arbeitete sie nach verschiedenen Tätigkeiten ab 1996 als Frauenbeauftragte beim Landkreis Holzminden. Im Jahr 2004 wechselte sie ihren Posten und wurde persönliche Referentin des Landrats in Holzminden. Es folgte vier Jahre später das erste Engagement bei der Stadt Göttingen als stellvertretende Fachbereichsleiterin Jugend, ehe Broistedt von 2013 bis 2016 Kreisrätin beim Landkreis Hameln-Pyrmont wurde. Seit dem 1. Oktober dieses Jahres ist Broistedt zurück in Göttingen und als Dezernentin für Kultur und Soziales für die Stadt im Amt. yah

Quelle: Göttinger Tageblatt vom 21.10.2016 ( Link zum Original-Artikel im GT )